Unser Leitbild


Vorbemerkung zum Leitbild

Das vorliegende Leitbild ist Grundlage für alle Ziele, die Konzeptentwicklung und die Aktivitäten der Bundesarbeitsgemeinschaft „Ausstieg zum Einstieg“ und wurde am 12. März 2014 von seinen Gründungsmitgliedern in Berlin beschlossen.

Inhalt des Leitbildes

 

  1. Identität, Auftrag, Werte
  2. Zielgruppen
  3. Fähigkeiten, Leistungen, Ressourcen
  4. Definition gelungener Ausstieg
  5. Selbstverständnis
  6. Das Leitbild verpflichtet

1. Identität, Auftrag, Werte unseres Leitbildes

Rechtsextremismus ist ein gesamtgesellschaftliches Problem. Bund und Länder müssen gemeinsam die Verantwortung für die Bewältigung übernehmen. Die Träger innerhalb der Bundesarbeitsgemeinschaft „Ausstieg zum Einstieg“, im nachfolgenden BAG genannt, sind seit 2009 im Rahmen des gleichnamigen XENOS-Sonderprogramms miteinander vernetzt und verfügen über spezifische Erfahrungswerte und Methoden im Bereich der Ausstiegsarbeit aus dem Rechtsextremismus.

Die Mitglieder der BAG verstehen ihre Ausstiegsarbeit als Beitrag zur Vorbeugung rechtsextremer Straftaten, insbesondere zur Vermeidung von Opfern rechtsextremer Gewalt.

Ziel der BAG ist es, den Herausforderungen zunehmender Komplexität des Rechtsextremismus und den daraus resultierenden Anforderungen an die Ausstiegsarbeit gerecht zu werden. Weiterhin will sie die Ausstiegsarbeit auf Bundes- und Landesebene etablieren und verstetigen.

Die BAG versteht Ausstiegsarbeit nicht ausschließlich als Einzelfallhilfe, sondern als eine tragende Säule für die Eindämmung des Rechtsextremismus neben der präventiven Arbeit. Dabei ist Ausstieg als ein langfristiger und professionell zu begleitender Prozess zu verstehen.

Die BAG berücksichtigt die heterogenen Zielgruppen bei der Weiterentwicklung und Verstetigung der erprobten Arbeitsansätze. Die unterschiedlichen Ansätze und Modelle der Mitglieder der BAG werden dabei anerkannt.

Die BAG macht die Ziele, Zielgruppen und Arbeitsweisen ihrer Mitglieder nach innen und außen transparent, sofern es den Ausstiegsprozess im Einzelnen nicht behindert oder gefährdet.

Die folgenden Werte sind für die BAG handlungsleitend:

Gleichwertigkeit/Respekt: die Arbeit der BAG ist von einem Menschenbild geprägt, für das die Anerkennung der Gleichwertigkeit grundlegend ist und sich in den allgemeinen Menschenrechten manifestiert. Damit ist deutlich, dass menschenverachtende, rassistische und demokratiefeindliche Einstellungen mit dem Selbstverständnis unvereinbar sind. Extremen Ideologien treten wir entschieden entgegen.

Wertschätzung: Grundlage unserer Ausstiegsarbeit ist eine wertschätzende Haltung und ein wertschätzender Umgang mit jedem Menschen.

Professionalität: Die Ausstiegsbegleitung der Mitglieder erfolgt professionell. Das umfasst ein differenziertes und angemessenes Qualifikationsprofil, regelmäßige Fortbildungen für die MitarbeiterInnen, unterstützende Maßnahmen, wie z.B. Supervision oder kollegiale Beratung, sowie die stetige Entwicklung von Qualitätsstandards.

Solidarität: Wir sind kritische BegleiterInnen und UnterstützerInnen von Menschen auf neuen, selbstbestimmten Wegen.

Vertrautheit/Vertraulichkeit/Verschwiegenheit sind Voraussetzung in der Zusammenarbeit zwischen den Mitgliedern der BAG und externen PartnerInnen zur sicheren Begleitung der AussteigerInnen.

Unabhängigkeit: Die BAG ist eine unabhängige Interessenvertretung für die Ausstiegsarbeit. Die Autonomie der Mitglieder bleibt gewahrt.

Sinn für Humor ist uns für die Zusammenarbeit in der BAG wichtig – vor allem mit Blick auf den nötigen Optimismus für die Ausstiegsarbeit.

2. Zielgruppen des Leitbildes

Die Arbeit der Mitglieder der BAG fokussiert sowohl auf die AussteigerInnen als auch auf deren Umfeld. Sie bieten ebenfalls Beratung für Eltern, Angehörige und Fachkräfte und können in das Gemeinwesen direkt hineinwirken. Weiterhin gehören rechtsaffine und rechtsextrem orientierte Menschen im Rahmen der sekundären Prävention zur Zielgruppe der TrägerInnen in der BAG. Darüber hinaus sind die Mitglieder der BAG wichtige MultiplikatorInnen für das Thema „sekundäre Prävention und Ausstiegsarbeit“ in der (Zivil-) Gesellschaft.

3. Fähigkeiten, Leistungen, Ressourcen des Leitbildes der BAG

Die Mitglieder der BAG bieten den AussteigerInnen einen niedrigschwelligen Zugang zu ihren Angeboten. Sie unterliegen nicht dem Legalitätsprinzip und geraten nicht in Interessenskonflikt zwischen dem staatlichen Auftrag zur Informationsgewinnung und den Bedürfnissen der AussteigerInnen.

Die Mitglieder der BAG sind seit Jahren lokal, regional und bundesweit mit relevanten Regelstrukturen, Beratungsangeboten und anderen Ausstiegsprojekten vernetzt. Hierdurch wird eine individuelle, fallbezogene, flexible und bedarfsgerechte Ausstiegshilfe möglich. Grundlegendes Qualitätsmerkmal ist die Möglichkeit einer langfristigen Beziehungsarbeit zu den KlientInnen, die wesentlich für einen gelingenden Ausstieg aus dem Rechtsextremismus ist.

Durch die starke sozialräumliche und systemische Orientierung der Arbeit der Mitglieder der BAG bestehen umfassende Kontakte zu Unterstützungssystemen vor Ort mit einhergehenden Vermittlungsmöglichkeiten, die den Ausstiegsprozess erleichtern.

Die BAG dient dem internen Austausch zur Qualitätssicherung, Verbesserung, sowie dem Transfer von Wissen und Methodenkompetenz. Sie setzt gemeinsame Qualitätsstandards und entwickelt diese weiter.

Die BAG setzt sich für die Thematisierung des Umgangs mit rechtsextremen Phänomenen in der Ausbildung von Fachkräften ein.

Innerhalb der Mitglieder der BAG besteht die Möglichkeit zur Bildung multiprofessioneller Teams, wodurch sich Probleme während eines Ausstiegsprozesses besser fokussieren und lösungsorientierter bearbeiten lassen.

Die BAG fördert das Zusammenwirken von staatlichen und nichtstaatlichen Akteuren auf gleichberechtigter Ebene in der Ausstiegsarbeit nach dem Subsidiaritätsprinzip.

Die Mitglieder der BAG sehen sich nicht in Konkurrenz zu den staatlichen Ausstiegsprogrammen. Vielmehr sind sie eine notwendige Ergänzung. Durch eine gelingende Kooperation zwischen staatlichen und nichtstaatlichen Trägern können Synergieeffekte erzielt werden.

4. Definition gelungener Ausstieg

Ein gelungener Ausstieg ist das Ergebnis eines professionell begleiteten Prozesses. Ein solcher Prozess beinhaltet die kritische Auseinandersetzung mit der Vergangenheit und der menschenverachtenden Einstellung, eine gelungene Distanzierung, die Hinwendung zu einer Lebensweise, die mit den Grundwerten von Demokratie und Pluralität vereinbar ist, und den Verzicht auf Gewalt. Es ist ein flexibler, freiwilliger, zeitlich begrenzter, ergebnisoffener Prozess. Dieser kann auch z. B. in Form von Auflagen und Weisungen initiiert werden.

5. Selbstverständnis der BAG

Die BAG berücksichtigt die heterogenen Zielgruppen bei der Weiterentwicklung und Verstetigung der erprobten Arbeitsansätze. Die unterschiedlichen Ansätze und Modelle der Mitglieder der BAG werden dabei anerkannt.

Die BAG macht die Ziele, Zielgruppen und Arbeitsweisen ihrer Mitglieder nach innen und außen transparent, sofern es den Ausstiegsprozess im Einzelnen nicht behindert oder gefährdet.

6. Das Leitbild verpflichtet

Dieses Leitbild ist für die Arbeit in der BAG für alle Mitglieder verpflichtend. Mit der Verabschiedung des Leitbilds verpflichten sich alle Mitglieder,  ihren Beitrag für das Gelingen der Arbeit der Bundesarbeitsgemeinschaft „Ausstieg zum Einstieg“ zu leisten.

Das Leitbild der BAG Ausstieg zum Einstieg wurde am 12.3.2014 von der Gründungsversammlung einstimmig verabschiedet.